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Am 1. September 1939 überfiel Nazi-Deutschland seinen Nachbarn Polen und begann damit den Zweiten Weltkrieg. Aus Anlass des 75. Jahrestages der damaligen Ereignisse sprach der polnische Ehrengast Erzbischof a. D. Alfons Nossol aus Oppeln am 16. September 2014 bei einer Gedenkveranstaltung im Landtag.
Landtagspräsident Joachim Mertes erinnerte in seiner Begrüßung daran, dass bereits im Jahr 1938 der bevorstehende Krieg auch auf dem Gebiet des heutigen Rheinland-Pfalz vorbereitet worden sei. So hätten 400.000 bis 500.000 Arbeiter am sogenannten „Westwall“ gearbeitet, der den Überfall auf den östlichen Nachbarn militärisch absicherten sollte. Trotz der unterschiedlichen Perspektiven auf die damaligen Ereignisse auf polnischer und deutscher Seite forderte Landtagspräsident Joachim Mertes, dass man Ursache und Wirkung nicht verwechseln dürfe.
Erzbischof a. D. Alfons Nossol sagte in seiner Rede, dass das damals von Deutschland über Polen gebrachte Maß an Leid, Tod und Zerstörung unvorstellbar gewesen sei. Man gehe heute von Opferzahlen von bis zu drei Millionen polnischen Juden und ebenso vielen ethnischen Polen aus. Davon seien 5,7 Millionen Zivilisten gewesen.
Trotz der damals von Deutschen begangenen Grausamkeit und Brutalität gegenüber der polnischen Bevölkerung äußerte sich Erzbischof a. D. Alfons Nossol optimistisch über die Zukunft der polnisch-deutschen Versöhnung: „Heute streben weder die Polen noch die Deutschen nach Rache. Ihre Wunden sind verheilt. Geblieben sind jedoch die Narben, die nicht erlauben, zu vergessen. Narben, die die Erinnerung wachhalten.“
Im Laufe der Veranstaltung wurde deutlich, dass die deutschen Truppen in Polen von Beginn an den Auftrag hatten, das Land ohne Rücksicht auf Menschenrechte und das Völkerrecht möglichst schnell militärisch zu besetzen. „Das Land diente Hitler als Versuchsfeld für die menschenverachtenden Ideen seines Rassenwahns. Hier probte er die Methoden des Terrors, der Unterdrückung und Vernichtung von Slawen und Juden“, so der Landtagspräsident.
Der Erzbischof führte in seinem Vortrag aus, die hinter dieser Gewalt stehende Polenfeindlichkeit sei aber nicht erst durch die Nationalsozialisten denkbar geworden. „Tatsächlich war Polen für Deutschland zwischen 1918 und 1933 ein Staat, der nicht existieren durfte.“ Persönlichkeiten wie General von Seeckt oder der Reichskanzler Josep Wirth forderten die Zerschlagung des neugegründeten Polens. Diese Äußerungen hätten einer kollektiven Gefühlslage vieler Deutscher damals Ausdruck verliehen.
Nach Ende des Kriegs 1945 förderte zuerst die Atmosphäre des Kalten Krieges die Zementierung von Hass und Vorurteilen auf beiden Seiten, so Nossol weiter. Mit den traumatischen Erfahrungen der Besatzungszeit auf der einen und der Heimatvertreibung auf der anderen Seite schien es, als sei der Graben zwischen Deutschen und Polen unüberbrückbar geworden.
Dann aber hätten die polnischen Bischöfe 1965 die Leiden von Millionen deutscher Flüchtlinge und Vertriebenen als eine Tragödie anerkannt und ihr Bedauern darüber zum Ausdruck gebracht. Dieser erste Schritt auf polnischer Seite habe einen grundlegenden Wandel in der Einstellung der Polen zu den Deutschen ein geleitet.
Auf deutscher Seite habe Willy Brandts mit seinem historischen Kniefall vor dem Mahnmal für die Helden des Warschauer Ghettos 1970 eine mutige Versöhnungsgeste gesetzt. Auch nach dem Ende des Kalten Kriegs 1989 sei sowohl der Prozess der Versöhnung als auch der Aufbau der Freundschaft zwischen Polen und Deutschland, beziehungsweise zwischen Oppeln und Rheinland-Pfalz vorangetrieben worden.
Text: Landtag RLP
16.09.2014 "75 Jahre deutscher Überfall auf Polen – vom Beginn des Zweiten Weltkriegs zur polnisch-deutschen Versöhnung"
Am 1. September 1939 überfiel Nazi-Deutschland seinen Nachbarn Polen und begann damit den Zweiten Weltkrieg. Aus Anlass des 75. Jahrestages der damaligen Ereignisse sprach der polnische Ehrengast Erzbischof a. D. Alfons Nossol aus Oppeln am 16. September 2014 bei einer Gedenkveranstaltung im Landtag.
Landtagspräsident Joachim Mertes erinnerte in seiner Begrüßung daran, dass bereits im Jahr 1938 der bevorstehende Krieg auch auf dem Gebiet des heutigen Rheinland-Pfalz vorbereitet worden sei. So hätten 400.000 bis 500.000 Arbeiter am sogenannten „Westwall“ gearbeitet, der den Überfall auf den östlichen Nachbarn militärisch absicherten sollte. Trotz der unterschiedlichen Perspektiven auf die damaligen Ereignisse auf polnischer und deutscher Seite forderte Landtagspräsident Joachim Mertes, dass man Ursache und Wirkung nicht verwechseln dürfe.
Erzbischof a. D. Alfons Nossol sagte in seiner Rede, dass das damals von Deutschland über Polen gebrachte Maß an Leid, Tod und Zerstörung unvorstellbar gewesen sei. Man gehe heute von Opferzahlen von bis zu drei Millionen polnischen Juden und ebenso vielen ethnischen Polen aus. Davon seien 5,7 Millionen Zivilisten gewesen.
Trotz der damals von Deutschen begangenen Grausamkeit und Brutalität gegenüber der polnischen Bevölkerung äußerte sich Erzbischof a. D. Alfons Nossol optimistisch über die Zukunft der polnisch-deutschen Versöhnung: „Heute streben weder die Polen noch die Deutschen nach Rache. Ihre Wunden sind verheilt. Geblieben sind jedoch die Narben, die nicht erlauben, zu vergessen. Narben, die die Erinnerung wachhalten.“
Im Laufe der Veranstaltung wurde deutlich, dass die deutschen Truppen in Polen von Beginn an den Auftrag hatten, das Land ohne Rücksicht auf Menschenrechte und das Völkerrecht möglichst schnell militärisch zu besetzen. „Das Land diente Hitler als Versuchsfeld für die menschenverachtenden Ideen seines Rassenwahns. Hier probte er die Methoden des Terrors, der Unterdrückung und Vernichtung von Slawen und Juden“, so der Landtagspräsident.
Der Erzbischof führte in seinem Vortrag aus, die hinter dieser Gewalt stehende Polenfeindlichkeit sei aber nicht erst durch die Nationalsozialisten denkbar geworden. „Tatsächlich war Polen für Deutschland zwischen 1918 und 1933 ein Staat, der nicht existieren durfte.“ Persönlichkeiten wie General von Seeckt oder der Reichskanzler Josep Wirth forderten die Zerschlagung des neugegründeten Polens. Diese Äußerungen hätten einer kollektiven Gefühlslage vieler Deutscher damals Ausdruck verliehen.
Nach Ende des Kriegs 1945 förderte zuerst die Atmosphäre des Kalten Krieges die Zementierung von Hass und Vorurteilen auf beiden Seiten, so Nossol weiter. Mit den traumatischen Erfahrungen der Besatzungszeit auf der einen und der Heimatvertreibung auf der anderen Seite schien es, als sei der Graben zwischen Deutschen und Polen unüberbrückbar geworden.
Dann aber hätten die polnischen Bischöfe 1965 die Leiden von Millionen deutscher Flüchtlinge und Vertriebenen als eine Tragödie anerkannt und ihr Bedauern darüber zum Ausdruck gebracht. Dieser erste Schritt auf polnischer Seite habe einen grundlegenden Wandel in der Einstellung der Polen zu den Deutschen ein geleitet.
Auf deutscher Seite habe Willy Brandts mit seinem historischen Kniefall vor dem Mahnmal für die Helden des Warschauer Ghettos 1970 eine mutige Versöhnungsgeste gesetzt. Auch nach dem Ende des Kalten Kriegs 1989 sei sowohl der Prozess der Versöhnung als auch der Aufbau der Freundschaft zwischen Polen und Deutschland, beziehungsweise zwischen Oppeln und Rheinland-Pfalz vorangetrieben worden.
Text: Landtag RLP