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18.10.2011: Ein historisches Ereignis für die Woiwodschaft Oppeln


Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl erhielt am Dienstag, den 18. Oktober 2011, für seine herausragenden Verdienste um die deutsch-polnische Versöhnung den Sonderpreis „Goldene Brücke des Dialogs 2010“.

In Anwesenheit des polnischen Botschafters Dr. Marek Prawda überreichten heute in Ludwigshafen an Helmut Kohl, den Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland von 1982 bis 1998, für seine herausragenden Verdienste um die deutsch-polnische Versöhnung Józef Sebesta, der Marschall der Woiwodschaft Oppeln, und Ryszard Galla, der bei der Parlamentswahl in Polen vor einigen Tagen mit einem sehr guten Ergebnis bestätigte Abgeordnete für die deutsche Minderheit im Sejm, den Sonderpreis „Goldene Brücke des Dialogs 2010“.
Die Laudatio hielt Erzbischof Prof. Alfons Nossol, Bischof der Diözese Oppeln von 1977 bis 2009, ein langjähriger Freund des Altkanzlers. Er zeichnete die Amtszeit des Bundeskanzlers nach von seiner Zeit als Mitbegründer der Jungen Union in  Rheinland-Pfalz in jungen Jahren über den Ministerpräsidenten Kohl bis hin zum Amt des Bundeskanzlers. Dabei war „die Deutsche Einheit“, so der Erzbischof, „Höhe­punkt und Krönung Ihrer Politik.“  In diesem Zusammenhang erinnerte der Erzbischof auch an die Kreisauer Versöhnungsmesse im November 1989, an der er selbst habe teilnehmen dürfen und die für ihn eine ähnlich starke Symbolkraft habe wie der Händedruck von Helmut Kohl und François Mitterrand 1984 über den Gräbern von Verdun.

In seinem Grußwort betonte Marschall Sebesta, zugleich im Namen des Abgeordneten Galla, dass Helmut Kohls Verdienste in Oppeln unvergessen blieben. Mit den Worten an Helmut Kohl: „große Politiker bewähren sich in Zeiten von großen Umbrüchen, 1989/90 war so eine Zeit“ erinnerte Sebesta wie zuvor Nossol an die Versöhnungsmesse in Kreisau Mitte November 1989. Die Messe sei Geschichte, so Sebesta, aber das Versöhnungszeichen zwischen Mazowiecki und Kohl habe heute noch große Bedeutung und sei Grundlage für den deutsch-polnischen Dialog und Zusammenarbeit. Sebesta zu Kohl: ”Ihr Beitrag war enorm. In der Region Oppeln gibt es seit dieser Zeit ebenfalls einen großen Umbruch. Oppeln ist die Region der Versöhnung und Zusammenarbeit aller Einwohner in ihrer  Differenziertheit geworden. Die Region zeichnet heute eine Offenheit für die Welt und Europa aus.”
Der Altkanzler zeigte sich hocherfreut über die, wie er sagte, hohe Auszeichung. Er nehme den Preis sehr gerne an. Zumal vor dem Hintergrund der wechselhaften Geschichte zwischen Deutschen und Polen betonte Kohl, dieser polnische Orden sei für ihn eine besondere Auszeichnung, keine Selbstverständlichkeit. An Marschall Sebesta gerichtet sagte er, er sei bewegt „natürlich von den Worten meines Freundes Alfons Nossol”, aber gerade auch von den Worten des Marschalls. Für Europa brauche es wieder mehr Menschen, die in der Art und Weise, mit der Gesinnung, wie er, der Marschall der Woiwodschaft Oppeln, Europa betont habe, wie er von Herzen zu Herzen über unsere Zukunft und über Europa gesprochen habe. Zur Einladung in die Woiwodschaft Oppeln sagte Kohl: „Vielen Dank auch dafür, ich komme gerne.”

Im anschließenden Gespräch diskutierte die Delegation mit Helmut Kohl angeregt über die Lage in der Region Oppeln und die Situation der in der Region am stärksten vertretenen deutschen Minderheit. Während der Altkanzler sich begleitet von mahnenden Worten, dass Europa in der aktuellen Situation Handlungsfähigkeit beweisen und seine Verantwortung für die Welt als Ganzes wahrnehmen müsse, gewohnt optimistisch zeigte, ergänzte Botschafter Prawda: „Polen hat in Europa viel Solidarität erfahren. Polen hat sich durch die EU-Mitgliedschaft sehr verändert. Auch die deutsch-polnischen Beziehungen haben sich grundlegend verändert. An allen diesen Prozessen hatten Sie, lieber Herr Bundeskanzler, einen großen Anteil. Es bedeutet mir sehr viel, dass ich Ihnen das während der polnischen Ratspräsidentschaft in der EU heute hier sagen kann.”

Den Sonderpreis „Goldene Brücke des Dialogs 2010” sprach die Jury im vergangenen Jahr Helmut Kohl gemeinsam mit dem ersten frei gewählten Ministerpräsidenten Polens, Tadeusz Mazowiecki (1989 bis 1990) zu. Die Auszeichnung gilt ihrem herausragenden persönlichen Engage­ment für die deutsch-polnische Aussöhnung.  Der Sonderpreis „Goldene Brücke des Dialogs“ wird im Rahmen der Auszeichnung „Brücken des Dialogs“ für herausragende Verdienste um das kulturelle Erbe Schlesiens vergeben. Der Preis „Brücken des Dialogs” und der Sonderpreis wurden erst im vergangenen Jahr vom Haus der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit (HDPZ) und dem Marschallamt der Woiwodschaft Oppeln ins Leben gerufen. Helmut Kohl und Tadeusz Mazowiecki gehören zu den Preisträgern der ersten Stunde. Der Preis soll dazu beitragen, die Geschichte der  Oppelner Woiwodschaft lebendig zu halten und zugleich die Region in ihrer Multikulturalität als offene und freundliche Gesellschaft zu präsentieren.

Da Bundeskanzler Kohl im vergangenen Jahr verhindert war und den Preis im Rahmen der Feierstunde auf dem Sankt Annaberg nicht persönlich entgegennehmen konnte, fand die Preisübergabe in seinem Wohnhaus in Ludwigshafen statt.

Neben Botschafter Dr. Marek Prawda und Erzbischof Prof. Alfons Nossol gehörten der polnischen Delegation für die Preisübergabe an:
Józef Sebesta, Marschall der Woiwodschaft Oppeln, Co-Vorsitzender der Jury
Ryszard Galla, Mitglied des Sejms der Republik Polen aus den Reihen der Deutschen Minderheit, Co-Vorsitzender der Jury
Bernard Gaida, Vorsitzender des Verbandes der Deutschen Gesellschaften in Polen
Norbert Rasch, Vorsitzender der Sozial-Kulturellen Gesellschaft der Deutschen im Oppelner Schlesien
Rafał Bartek, Geschäftsführer des Hauses  der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit
Krzysztof Zyzik, Chefredakteur der regionalen Zeitung NTO.
Dr. Przemyslaw Lebzuch, Leiter des Wirtschaftsbüros der Woidwodschaft Oppeln in Deutschland

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